Ich könnte das nicht …

Ich könnte das nicht !
Ein Satz den ich die letzen zwei Wochen nahezu täglich höre. Immer wenn die Frage aufkommt wie es denn in Spanien war !?
Ja, was soll ich sagen- oft sage ich einfach nur „anstrengend“ oder sowas.
Wenn ich näher ausführe warum es anstrengend war sagen alle mir dass sie das nicht könnten weil sie das ja nicht aushalten würden.
Genau genommen ist es so dass es auch für mich, und ich denke auch für den Rest der Mitreisenden schwer auszuhalten ist. Weil wir ja Hunde auch sehr lieben. Und weil ich sicher nicht emotional abgestumpfter bin nur weil ich es eben doch aushalten konnte. Oder einfach gemacht habe. Können ist ja immer relativ. Ich kann seit meiner Rückkehr schwer an andere Dinge denken als an all die verlorenen und vergessenen Hunde. Ich sehe sie im Schlaf, und sie sind morgens das erste an was ich denke. Sie sind für mich nicht nur mehr eine große Masse unbekannter Hunde sondern jeder Name hat ein Gesicht. Eine Persönlichkeit, eine Geschichte. Ich sehe sie flehend vor mir. Jeder hofft auf eine Chance, darauf dass sich ihr Leben ändert. Manche haben resigniert. Ich lebe in dem Wissen dass Hunde dort leben die chronische Gesundheitsprobleme haben die auch vor Ort nicht behandelt werden können. Ich habe nur wenig Energie für andere Dinge und kann mich kaum auf andere Aufgeben konzentrieren. Ja, viele Hunde erhalten jetzt , dank uns, Zahnbehandlungen und dadurch können ihre Schmerzen gelindert werden. Aber da liegen all die alten Hunde mit ihren müden Knochen und ihren Arthrosen auf Beton und träumen von weichen Bettchen und Heizungen im Winter. Ihre Träume werden unerfüllt bleiben.
Ich lebe in der Gewissheit dass sich trotz allen Bemühungen das Leben der Hunde vor Ort kaum oder nur geringfügig ändern wird. Es fehlt an allen Ecken und Enden aber vor allem an Helfern und Gassigehern. Ich lebe in dem Wissen dass ein Großteil der Hunde nie Gassi kommt, dass sie das Tierheim nie verlassen, dass sie niemals adoptiert werden.
Ich weiß aber auch dass die Menschen vor Ort alles geben für diese Hunde, dass sie das Leid der ganzen ausgesetzten, misshandelten und weg geworfenen Tiere tag täglich sehen und aushalten müssen. Und dass sie das können. Dass sie nie aufhören für sie zu kämpfen und da zu sein. Also kann ich das auch. Ich bin froh und dankbar alle Hunde kennen gelernt zu haben, denn ich werde keinen einzelnen von ihnen je vergessen und es kommt der Tag an dem ein Freund, Bekannter oder ein Kunde einen Vierbeinigen Freund sucht und dann weiß ich welcher zu ihm passt.
Und wenn ich in diesem Jahr ein, zwei oder drei Hunde vermitteln kann, hat sich alles gelohnt.
Es gab aber auch schöne Sachen. Hunde die im vergangenen Jahr noch verängstigt und scheu waren haben sich seit unserem letzten Aufenthalt zum Beispiel stark verbessert. Dadurch dass wir selbst seit letzem März Hunde aufgenommen haben erhielten andere ihre Plätze in Gassirunden und dürfen sich am Samstag nun auf Ausgang freuen. Sie werden im kommenden Jahr sicher auch wesentlich selbstbewusster sein. Über solche Kleinigkeiten freue ich mich, sie geben mir die Kraft weiter zu machen.
Außerdem haben Christina und ich zwei wunderbare Tage in Asoka verbracht, diese waren nicht weniger anstrengend, aber anders 🙂 Ich habe Freunde wieder getroffen und auch hier so wundervolle Hunde kennen gelernt. Ihre schlimmen Geschichten haben mich ebenfalls nachhaltig berührt und bewegt und auch sie alle sind in meinem Herzen. <3

Und ich könnte nicht nichts tun , das ist es was ich nicht kann.

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