Ein Tierschutzhund zieht ein

Nach über zwei Wochen im neuen Zuhause schläft Elsa immer noch sehr sehr viel. Nachdem sie die ersten Tage noch zu unentspannt für einen richtig tiefen Schlaf war und bei jedem Geräusch hoch geschreckt ist, schläft sie jetzt tief und fest. Und das eigentlich ab dem frühen Nachmittag,kurz nach unserem Gassi. Zwischendurch dreht sie immer mal eine Runde im Garten aber spätestens um 16.00uhr geht sie „ins Bett“ und auch morgens ist sie nicht unbedingt ein Frühaufsteher.
Was viele vergessen wenn sie einen Hund aus einem Tierheim adoptieren ist, dass die Hunde einfach erschöpft sind. Ihnen fehlt Schlaf. Sie sind müde. Wenn man bedenkt wie viel Schlaf Hunde benötigen und wie es in einem Tierheim so auf und zu gut, fehlende, feste Ruhezeiten, es ist laut, es ist stressig, die Zwingerkumpels und Betreuungspersonen wechseln…….. und und und.
Um so wichtiger , dass wir Hunden erst einmal die Chance geben ANZUKOMMEN. Und zwar in Ruhe. Je unsicherer der Hunde ist, je weniger „normales Leben“ er kennt desto mehr Zeit benötigt er. Ich werde sehr oft kontaktiert weil ein frisch adoptierter Hund sich „verhaltensauffällig“ zeigt. Dabei sind diese Hunde fast immer einfach nur vollkommen überfordert und gestresst. Die Menschen möchten immer gerne direkt irgendwas trainieren. Dabei ist der Alltag Training genug. Das Leben in einem Haus zum Beispiel, was darf man und was nicht, was erwarten meine neuen Menschen von mir, wer und wie sind die anderen Hunde im Haus?
Elsa hat schon sooo viel gelernt in den zwei Wochen. So kann sie zum Beispiel selbstständig rein und raus, sie weiß dass man draußen pipi macht, sie kennt ihren Futterplatz, sie kann sich langsam immer ein bisschen mehr im Haus bewegen, sie hat gelernt dass das Anziehen des Geschirrs nicht ganz soo schrecklich ist, sie war schon mit dem Auto unterwegs und kann auch schon eine Stunde alleine zu Hause bleiben. So viel „Alltag“ , der für einen Hund der viele Dinge nicht kennt sehr anstrengend ist. Da muss der Hund nicht noch zusätzlich irgendwelche Kommandos lernen. Ich schleppe ihn auch nicht gleich zum Tierarzt (eh sei denn es ist ein medizinischer Notfall), er muss nicht gleich die ganze Verwandtschaft kennen lernen oder sonst wo mit hin geschleppt werden. Und ich nehme den frisch adoptierten Hund auch nicht direkt mit in den Urlaub. Die Hunde benötigen einen geregelten Tagesablauf und feste Strukturen. Wir Menschen müssen für sie da sein und sie unterstützen aber keinesfalls überfordern.
Kleine Ausflüge in der Natur und den Hund dort einfach seine natürlichen Verhaltensweisen wie schnüffeln und buddeln ausleben lassen. Die Hunde benötigen auch nicht direkt ein Stadttraining oder einen Besuch im Cafe.
Beinahe alle Probleme die nach Adoptionen entstehen sind das Resultat von Überforderung. Den Hunden wird einfach viel zu wenig Zeit gegeben in einem individuell auf sie angepasstem Tempo anzukommen und Stress abzubauen. Viele Rückläufer könnten vermieden werden wenn ihre Familien mehr Geduld hätten und ihnen die Zeit geben würden die sie eben brauchen.
Natürlich gibt es auch die relaxten, selbstbewussten Hunde die gerne vom ersten Tag an „mitten drin“ sind. Ich würde aber bei Hunden die lange Zeit oder ihr ganzes Leben im Tierheim verbracht haben nicht davon ausgehen.
Und ich finde es einfach traurig wenn Hunde dann rum gereicht werden. Also – bitte – lasst frisch adoptierte Hunde doch erst mal ankommen und vor allem gaaaanz viel schlafen ! 😉

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