Für ein gewaltfreies Training – auch mit Pferden  


Mein süßer Miki hat gestern seine Zahn-Op hinter sich gebracht. Nach einem Krankenbesuch heute in der Tierklinik bin ich einigermaßen beruhigt- dieses Pferd ist einfach verdammt zäh. Nun, ich denke dass muss es auch sein, wie könnte man sonst 20 Jahre als Schulpferd überleben ohne komplett kaputt zu gehen ? Wobei- kaputt ist er ja, gebrochen, vom Leben gezeichnet.  Aber er hat seinen eigenen Kopf und seinen Lebenswillen behalten. Und er hat gelernt dass es noch ein anderes Leben gibt. In dem man nicht funktionieren muss, in dem man einfach „SEIN “ darf, in dem man „nein“ sagen kann wenn man nicht möchte. Und- es war ein langer Weg- aber er hat gelernt dass man Menschen auch Vertrauen kann. Lange Zeit undenkbar, Ablehnung pur die von ihm ausging. Wer kann es ihm verdenken ? Ja und auf einmal hat man da ein Pferd, ist dafür verantwortlich und merkt, „Pferdemenschen“ sind ja noch viel schlimmer als „Hundemenschen“. Davon abgesehen dass es unverständlich ist dass jemand ein Pferd „rettet“, aufnimmt wie auch immer, nur um des Pferdes Wegen, nicht um es zu nutzen , zu reiten, für seine Zwecke zu missbrauchen-und dafür auch noch ein Haufen Geld ausgeben ? Dies allein scheint schon nicht normal? Nicht nur einmal hab ich gehört wieso man sich das antut? Nun ist dieses Pferd dann aber auch noch schwierig, unberechenbar, nicht handelbar – denn es hat die Schnauze voll- und es hat gemerkt dass es nun nicht mehr gezwungen wird. 

Ich kannte das ja schon von Hunden zur Genüge, von Wegen man „muss dem Hund zeigen wer der Chef ist „, ihn unterwerfen und und…. im Vergleich dazu was in der Pferdeszene so abgeht aber fast harmlos. „Gut gemeinte “ Tipps davon wie man mit dem Pferd umzugehen habe, dass man sich „nichts gefallen lassen darf“ und so weiter habe ich zur Genüge gehört. Wenn man jetzt von Pferden wenig Ahnung hat kann einen das ja doch verunsichern und doch wusste ich – was bei Hunden anders geht muss auch bei Pferden gehen. Eine weitere Spirale aus Gewalt und Dominanz, nein das wollte ich nicht ! Was soll ich sagen ? Was lange währt …… mein unglaublich toller Mika ist am Sonntag mit mir zusammen auf den Pferdeanhänger gegangen. Einfach so. Ich hätte heulen können so gerührt war ich. Dieses Pferd hat , ohne dass wir das geübt haben,einfach vertraut. Vertraut darauf dass ich das richtige tue und ihn nicht im Stich lasse. Viel wurde ich dafür belächelt , für meine Clicker Übungen, unsere Tricks und unsere Spielchen. Ich kann sagen, durch all das ist Mika einfach selbstbewusster geworden,er hat gelernt dass er was KANN. Und ist gewachsen. In winzig kleinen Schritten (ja, auch oft zwei zurück aber wir haben uns von Misserfolgen nicht beirren lassen auf unserem Weg) . Nein, man muss Pferde nicht zwingen, sie nicht bedrängen, scheuchen, mit Irgendwelchen Hilfsmitteln zurecht biegen, und und. Das muss man mit keinem Lebewesen. Je schwieriger es ist, desto mehr braucht es nur eines : LIEBE  ! Und zwar bedingungslos ohne dafür etwas zu erwarten. Aber ja, es war nicht immer leicht bedingungslos zu lieben. 

Letztlich hat dieses Pferd alles auf eine Karte gesetzt und mir vertraut. 

 Und ja, obwohl ich auch da Zweifel hatte- es war richtig. Ihm wurden gestern etliche Zähne entfernt, Zähne die vereitert waren, die gebrochen waren, deren Wurzeln und Nerven frei lagen. Auch da bekam ich von vielen „Pferdeleuten “ zu hören dass sich das wohl nicht mehr „lohne“ bei so einem alten Pferd, dass es ja noch frisst und somit keine Schmerzen haben kann,  dass die Kosten in keiner Relation stehen. Und auch hier kann ich sagen- schaut genau hin ! Tiere sind enorm leidensfähig. Sie fressen, spielen, rennen noch lange bevor „nichts mehr geht“. Wie viele Pferde, Hunde, Katzen müssen unsagbare Schmerzen erdulden weil wir  nicht genau hinsehen oder uns einreden lassen eine Op wäre nicht nötig oder zu teuer. WIR sind für die uns anvertrauten Tiere verantwortlich. Sie haben sich das nicht ausgesucht. Wie viel weiter wären wir vielleicht schon wenn wir das früher gemerkt und operiert hätten ? Wenn er schmerzfrei wäre? 

 Lieber Miki, in ein paar Tagen geht es zurück nach Hause und dann sind deine Zahnschmerzen Geschichte 😉 Ich bin stolz auf dich <3 

One thought on “Für ein gewaltfreies Training – auch mit Pferden  ”

  • Liebe Yvonne, das ist so rührend und so richtig! Schön, dass es Menschen gibt, wie dich. Schön, dass bei Ihnen Pferde sein können wie Miki 😉

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